Technologie im Dienst der Gerontologie

Virtuelle Realität ist eine immersive Technologie, die die Nutzerin oder den Nutzer in eine interaktive Umgebung eintauchen lässt – entweder real (mit einer 360°-Kamera aufgenommen) oder digital erzeugt. Durch das Tragen einer VR-Brille hat man das Gefühl, direkt vor Ort zu sein.

Seniorinnen und Senioren können so ferne Reiseziele entdecken, vertraute Orte mit emotionalem Wert erneut besuchen oder an aktivierenden Angeboten teilnehmen – ganz ohne körperliche Anstrengung, bequem sitzend oder liegend.

Gerade in der Gerontologie ist diese Innovation besonders wertvoll: Sie stimuliert sensorische, kognitive, emotionale und physische Fähigkeiten und trägt so wesentlich zur Lebensqualität älterer Menschen bei.

Unsere VR-Videos und Exergames wurden speziell für den täglichen Einsatz durch Fachpersonal entwickelt – in Alters- und Pflegeheimen, Rehakliniken, Seniorenresidenzen, bei Hausbesuchen oder auch durch Angehörige in der Betreuung.

Ein praxisnahes Werkzeug für Pflegeteams

Seit rund zehn Jahren wird VR auch in der Betreuung älterer Menschen erfolgreich eingesetzt – besonders in Institutionen. Viele Studien belegen inzwischen ihre positiven Wirkungen. Die virtuelle Realität etabliert sich als echtes therapeutisches Werkzeug.

Neben den direkten Vorteilen für Seniorinnen und Senioren bringt sie auch Pflegekräften und Betreuenden klare Erleichterung: Sie ermöglicht abwechslungsreiche, motivierende Aktivitäten mit minimalem Vorbereitungsaufwand und erweitert das Repertoire an Betreuungsmethoden.

Dank ihres immersiven Charakters hilft VR, die Aufmerksamkeit von Bewohnenden besser zu gewinnen und Widerstände gegen Pflegehandlungen oder therapeutische Interventionen zu verringern.

Darüber hinaus ermöglicht der gezielte Einsatz von VR eine personalisierte Betreuung: Jede Person erhält ein passendes Erlebnis – abgestimmt auf Gesundheitszustand und individuelle Bedürfnisse.

Dies spart Zeit und Ressourcen, erhöht die Arbeitszufriedenheit des Pflegepersonals und trägt dazu bei, die Qualität der Betreuung spürbar zu verbessern.

Wissenschaftlich belegte Vorteile für Geist und Körper

Studien zeigen: Regelmässige VR-Sitzungen können das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die exekutiven Funktionen älterer Menschen verbessern – selbst bei leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI).

Kombiniert man kognitive Übungen mit spielerischen VR-Erlebnissen, lassen sich Motivation und Gehirnplastizität fördern – ein wirksamer Ansatz zur Vorbeugung von Demenz.

Auch körperlich zeigt VR Wirkung: Sie wird zunehmend in Rehabilitations- und Aktivierungsprogrammen für Seniorinnen und Senioren eingesetzt. Unsere Übungen im Modul „Vitalität und Mobilität“, oft kombiniert mit einem Fahrradergometer, unterstützen die körperliche Fitness in immersiven Landschaften.

Sturzprävention durch Gleichgewichtstraining

Eine Studie zeigte, dass über 90-jährige Personen mehrere Wochen lang problemlos mit VR trainieren konnten – mit messbaren Fortschritten im Gleichgewicht und einer deutlichen Verringerung des Sturzrisikos.

Darüber hinaus belegen mehrere systematische Übersichtsarbeiten: VR kann Muskelkraft, Gangbild und Gleichgewicht bei älteren Menschen verbessern.

Durch interaktive Bewegungsaufgaben fördern unsere Exergames die funktionelle Mobilität – und helfen gleichzeitig, Bewegungsmangel im Alltag zu reduzieren.

Weniger Angst, mehr innere Ruhe

Zahlreiche Studien belegen: Immersive VR-Erlebnisse in natürlichen oder vertrauten Umgebungen können depressive Symptome lindern und das emotionale Wohlbefinden von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern deutlich verbessern.

Schon eine virtuelle Reise pro Woche reicht laut Forschung aus, um depressive Verstimmungen und Ängste zu reduzieren – im Vergleich zu Personen, die keine solchen Erlebnisse geniessen.

Eine beruhigende Umgebung – etwa ein stiller Wald oder ein sonniger Strand – versetzt ältere Menschen in tiefe Entspannung. Diese hilft, innere Unruhe und Grübeleien spürbar zu verringern.

Virtuelle Realität bietet damit einen vielversprechenden, medikamentenfreien Therapieansatz zur Linderung von Angstzuständen und psychischer Belastung. Sie kann helfen, den Einsatz von Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva zu reduzieren.

Gemeinschaft erleben – Austausch fördern

Gleichzeitig schafft VR neue soziale Chancen für ältere Menschen, die oft mit Einsamkeit konfrontiert sind.

In der Gruppe eingesetzt, wird virtuelle Realität zu einem geselligen Erlebnis: Sie regt Gespräche vor, während und nach der Sitzung an – stärkt die Verbindung unter den Bewohnenden und fördert den Dialog mit dem Betreuungsteam.

So kann eine kleine Gruppe im Heim gemeinsam mit VR-Brillen einen Ort virtuell besuchen. Über ein Tablet oder einen Bildschirm können andere Bewohnende und die Animation das Erlebnis mitverfolgen. Es entstehen spontane Kommentare, gemeinsames Lachen – oft halten die Gespräche noch lange nach der Sitzung an.
Solche geteilten VR-Erlebnisse brechen die soziale Isolation auf und fördern das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Die virtuellen Szenen wecken Emotionen und Erinnerungen, die gerne miteinander geteilt werden.

Eine Brücke zwischen den Generationen

VR kann auch Generationen verbinden: Einige Institutionen organisieren spezielle VR-Nachmittage für Familien. So können Grosseltern mit ihren Enkeln gemeinsam virtuelle Welten entdecken und sich direkt darüber austauschen.

Diese spielerischen, generationenübergreifenden Momente stärken die familiären Bindungen und bieten neuen Gesprächsstoff – über Raum und Alter hinweg.

„Ich erinnere mich – also bin ich“

In der virtuellen Realität können Seniorinnen und Senioren vertraute Orte wiederentdecken – etwa eine Landschaft aus der Kindheit, eine Stadt aus dem Herkunftsland oder eine Szene aus vergangenen Zeiten.

Solche VR-Erlebnisse wirken wie kleine „Madeleines“: Sie rufen verschüttete Erinnerungen wach und stärken das Gefühl von Identität und Kontinuität im Alter.
Schon eine kurze virtuelle Reise an einen bekannten Ort kann positive Reminiszenzen auslösen – oft beginnen Betroffene direkt nach dem Abnehmen der Brille von früher zu erzählen.

Pflegende berichten immer wieder, dass VR die Ausdrucksfähigkeit fördert: Ein sonst sehr zurückhaltender Bewohner schildert plötzlich mit bewegter Stimme eine Kindheitserinnerung – ein Moment, der auch das Betreuungsteam näherbringt.

Diese geteilten Erinnerungen bereichern nicht nur das Leben der älteren Menschen, sondern vertiefen auch die Beziehung zu Angehörigen und Pflegenden, die oft neue Seiten des Menschen entdecken.

Medikamentenfreie Therapie

Neue Studien zeigen: Virtuelle Realität verbessert das emotionale Wohlbefinden von Menschen mit Alzheimer – ohne Nebenwirkungen.

Schon kurze immersive Sitzungen können bei manchen Betroffenen Aggressionen reduzieren – ein vielversprechender Weg, um ihre Lebensqualität zu verbessern.

Gerade in der Begleitung von Menschen mit Demenz oder Alzheimer entfaltet VR ihr therapeutisches Potenzial besonders deutlich.

Selbst bei fortgeschrittener Aphasie oder tiefer Apathie können gezielte VR-Erlebnisse emotionale Reaktionen hervorrufen – bei Menschen, die oft in sich zurückgezogen sind.

In der psychogeriatrischen Arbeit setzt man bevorzugt auf sanfte, beruhigende Inhalte – etwa 360°-Naturaufnahmen mit vertrauten Klängen, Musik oder Alltagsszenen – um Erinnerungen zu aktivieren, ohne die Betroffenen zu überfordern.

Kurz gesagt: VR schenkt diesen Menschen Momente der Verbindung – mit der Aussenwelt und mit ihrem eigenen Inneren. Das kann dazu beitragen, Symptome wie Unruhe, Rückzug oder Verwirrung zu lindern.

Dem Alltag entfliehen

In wenigen Sekunden können VR-Brillen eine ältere Person aus dem Zimmer oder Gemeinschaftsraum in ganz neue Welten versetzen – zu Orten und Erlebnissen, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Diese virtuelle Auszeit nimmt viele Formen an – je nach Interesse: Elefanten auf Safari beobachten, durch die Alpen wandern, Venedig wiedersehen, ein Museum vom Sessel aus besuchen oder einfach eine entspannte Velotour in der Natur erleben.

Jeden Monat produzieren wir neue VR-Videos speziell für Seniorinnen und Senioren – ob sie kulturelle Entdeckungen, sanfte Abenteuer oder ruhige Momente der Kontemplation suchen. Diese Erlebnisse regen die Fantasie und Neugier an – ganz ohne körperliche Anstrengung.

Eine Quelle innerer Erfüllung

Diese virtuellen Reisen sind mehr als nur Unterhaltung: Sie schenken älteren Menschen neue Impulse zum Staunen, Lernen und Träumen – wichtige Faktoren für geistige Frische und Lebensfreude.

Unser Ziel: Momente echter Freude und Erfüllung zu schaffen, das Gefühl „mittendrin zu sein“ und positive Emotionen zu wecken.
Das Erleben von Freiheit und das Überwinden körperlicher Grenzen hebt die Stimmung und stärkt das Selbstwertgefühl.

Gutes Leben – Tag für Tag

Forschende stellen fest: Wenn Seniorinnen und Senioren mit Hilfe von VR persönliche Wünsche weiterverfolgen können, verbessert sich ihre Lebensqualität – Einsamkeit weicht dem Gefühl von Sinn und Verbindung.

Durch das Teilen ihrer virtuellen Erlebnisse mit anderen – sei es mit Mitbewohnenden oder Angehörigen – fühlen sie sich wieder als Teil der Welt. Diese geteilte Freude stärkt das Selbstvertrauen und wirkt dem sozialen Rückzug entgegen.